Lebendiger Wald


Was wir uns unter einem lebendigen Wald vorstellen ist nicht der Forst, wie wir ihn kennen, wenn wir in unseren Wäldern spazieren gehen. Wenn man bedenkt, dass uns in Deutschland lediglich 1,5% Naturwaldfläche verblieben sind, dann darf man sich schon einmal die Frage stellen, ob man einen richtigen "Wald" überhaupt schon einmal gesehen hat.

 

Ein lebendiger Wald zeichnet sich dadurch aus, dass in ihm "Leben" herrscht. Das heisst, dass er sein darf, also "unbewirtschaftet" ist und sämtliche natürlichen Prozesse einfach geschehen dürfen. In Ihm herrscht eine natürliche Mischung von Pflanzenarten, die sich auch in einigen Bereichen wandelt. Je nach Klima- und Bodenbedingungen "wandern" Pflanzen tatsächlich in bestimmte Regionen oder ziehen sich von anderen zurück. So entstehen z.B. die natürlichen Buchen- oder Wälder, die obwohl eine Baumart aufgrund der Umweltbedingungen vorherrschend ist, in keiner Weise mit einer gepflanzten Monokultur vergleichbar sind, da es immer noch genügend Unterarten gibt, die das System in sich stabil halten.

 

In einen lebendigen Wald greifen wir als Menschen nicht ein. Wenn Blätter oder Äste oder gar ganze Bäume fallen, bleiben sie liegen und dürfen so im Kreislauf des Lebens als Nahrungsquelle für Tiere und Kleinorganismen und im Endeffekt zu einem gesunden, kohlenstoffspeicherfähigen Boden werden, der die folgende Generation Pflanzen wieder ernährt.

 

In einem lebendigen Wald gibt es ein vielfältiges Nahrungs- und Schutzangebot für alle Lebewesen. So kann sich darin eine intakte Tierwelt entwickeln, die wiederum den Wald stärkt. Wenn man bedenkt, dass der Jellowstone Nationalpark durch die Ansiedelung des Wolfes die Rotwildpopulation derart reguliert werden konnte, dass sich in nur 20 Jahren von ganz alleine ein stabiles Ökosystem wieder entwickeln konnte, ist es doch erstaunlich, dass unsere Wälder noch immer aufgeräumt werden und die Diskussion um Wildtiere wie Wolf und Bär so different sind.

 

In Europa haben wir noch einige wenige solcher Wälder, die teilweise schon dem Weltkulturerbe zugesprochen worden sind.

 

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Zur Vorstellung einiger europäischer Urwälder haben wir folgenden Artikel gefunden auf www.fti.de :

 

Beim Stichwort Urwald denken wohl viele von euch automatisch an tropische Regenwälder in weiter Ferne. Um echte Urwälder zu erleben, müsst ihr jedoch nicht unbedingt an den Amazonas, nach Zentralafrika oder in den Indonesischen Dschungel reisen – es gibt sie auch in Europa! Auch auf unserem stark besiedelten Kontinent finden sich noch entlegene Regionen, die vom Menschen nicht verändert und inzwischen sogar unter Schutz gestellt wurden. 

 

Was versteht man unter dem Begriff Urwald? 

Urwälder sind Waldökosysteme, die sich ohne menschliches Eingreifen entwickelt haben. Dass ein Wald noch nie betreten wurde, kommt in Europa tatsächlich kaum vor. Es gibt aber nach wie vor Wälder, die kaum durch den Menschen beeinflusst wurden. Hier kommen Bäume in allen Entwicklungsstadien vor – vom kleinen Pflänzchen über den jahrhundertealten Baumriesen bis hin zum vermodernden Totholz. Der Urwald ist geprägt von einem ungeheuren Artenreichtum. Wie eine Oase bietet er Lebensraum für seltene Vögel, Käfer, Pilze oder Bodenorganismen, die in unseren sauber „aufgeräumten“ Wirtschaftswäldern längst ausgestorben sind. 

Als Ökosysteme haben sich Urwälder über Jahrmillionen bewährt und immer wieder den sich ändernden Klimabedingungen angepasst. Den letzten Urwäldern Europas kommt somit eine globale Bedeutung als Naturerbe zu. Wir stellen euch heute 10 der Urwälder etwas genauer vor: 

 

1) Die Urwaldinsel Vilm bei Rügen 

Urwald in vVlm bei Rügen

Als Beispiel für die Urwälder Deutschlands sei die Insel Vilm vor der Südküste Rügens genannt. Ihre bizarre Baumlandschaft hat schon den Maler Caspar David Friedrich bezaubert und vermittelt auch heute noch das Gefühl, als sei sie von Elfen, Gnomen und sonstigen Fabelwesen bewohnt. Vilm ist in der Eiszeit entstanden und entwickelte mit der Erderwärmung zunächst eine Tundra-Vegetation. Zur Ansiedelung von Eichen und Buchen, die schließlich den Urwald bildeten, trugen maßgeblich Vögel wie der Eichelhäher bei. Die im Greifswalder Bodden gelegene Insel diente Erich Honecker und weiteren Politgrößen der DDR als exklusiver Urlaubsort. Heute steht sie unter strengem Schutz, darf nur im Rahmen von Führungen und nur von maximal 60 Personen pro Tag besucht werden. Eine vorherige Anmeldung ist unbedingt erforderlich. 

 

2) Der Dvinsky-Urwald in Russland 

Den Inbegriff von Urwald in Europa bildet für viele der boreale Nadelwald bzw. die legendäre russische Taiga, wie wir sie aus Filmen wie Doktor Schiwago kennen. Und tatsächlich befindet sich der größte Anteil der verbliebenen europäischen Urwälder auf russischem Staatsgebiet. Auch der fast 12.000 Quadratkilometer große Dvinsky-Urwald gehört dazu. Er liegt etwa 150 Kilometer südöstlich der Großstadt Archangelsk und bietet Lebensraum für selten gewordene Tierarten wie Elche, Wölfe, Braunbären, Biber und Luchse. 

 

3) Der Muddus-Nationalpark in Schwedisch Lappland 

Noch weiter im Norden, genauer gesagt am Polarkreis in Schwedisch Lappland, liegt der Muddus-Nationalpark. Nicht einmal eine Straße führt in das Gebiet aus Urwäldern, Sümpfen und Seen, dessen Großteil noch nie von Menschen betreten wurde und in dem auch Schwedens älteste Kiefer stehen soll. Lediglich die frei umherziehenden Rentierherden der samischen Ureinwohner teilen sich das Paradies mit Braunbären, Wölfen, Elchen und seltenen Vogelarten. Im südlichen Bereich des Nationalparks gibt es einen von Rangern überwachten Pfad, den auch Touristen begehen dürfen. Besonders zur Zeit des Indian Summer, wenn die Herbstsonne alle Bäume, Moose und Flechten in warmen, leuchtenden Farben erstrahlen lässt, werdet ihr von hier spektakuläre Eindrücke mit nach Hause nehmen. 

 

4) Der Białowieża-Nationalpark in Polen 

Białowieża Nationalpark

Auf einer Fläche von insgesamt 1500 Quadratkilometern erstreckt sich zu beiden Seiten der polnisch-weißrussischen Grenze der Urwald von Białowieża, Europas letzter Tiefland-Urwald. Hier lässt sich noch erahnen, wie unser Kontinent vor Tausenden von Jahren ausgesehen hat. Hier lebt auch in freier Wildbahn noch der Wisent, Europas größtes Landsäugetier, das andernorts schon fast ausgestorben ist und hier erfolgreich wieder ausgewildert wurde. Das auch als „König des Urwalds“ bezeichnete mächtige Urrind lässt sich mit etwas Glück in der Morgendämmerung beobachten, wenn es sich zum Grasen auf Waldlichtungen wagt. Auf geführten Touren könnt ihr hier Gebiete erkunden, die noch nie auf irgendeine Weise von Menschenhand verändert wurden. 

 

5) Der Kubany-Urwald in Tschechien 

Im tschechischen Böhmerwald liegt der nach dem gleichnamigen Berg benannte Kubany-Urwald (tschechisch: Boubínský prales), eines der ältesten Waldreservate Europas. Mit seiner Vielfalt an seltenen Pflanzen, Pilzen und Flechten zieht er regelmäßig Botaniker und Naturfreunde aus aller Welt an. Bei der Anreise begebt ihr euch am besten zuerst ins Informationszentrum von Idina Pila. Dort erfahrt ihr Interessantes und Kurioses über die Geschichte dieses Waldgebietes, über Schmuggler, Holzfäller und Erdgeister. Bei der anschließenden Waldführung erwarten euch bis zu 500 Jahre alte Baumbestände sowie ein Lehrpfad, der das gesamte, 47 Hektar große Areal umgibt. Den Kern dieses Urwaldes aus Buchen, Fichten und Tannen schützt ein Zaun nicht nur vor Wildtieren, sondern auch vor dem Menschen. 

 

6) Die Wilden Karpaten in Rumänien 

Im Vergleich mit anderen EU-Ländern besitzt Rumänien den größten Anteil an ursprünglichen Wäldern. Zu den wichtigsten davon zählt der Buchen-Urwald in den Wilden Karpaten. Unter seinen bis zu 400 Jahre alten und 45 Meter hohen Bäumen leben auch heute noch Wölfe, Bären und andere selten gewordene Wildtiere. Dank ihrer abgeschiedenen, schwer zugänglichen Lage sind die Urwälder an den Berghängen der Wilden Karpaten bislang von Abholzung und Holzwirtschaft verschont geblieben. Hier gibt es noch Täler, in die weder Straßen noch Wege führen und wo die Natur völlig ungestört ihren Lauf nimmt. Diese Wildnis bildet ein perfekt funktionierendes Ökosystem, in dem umgestürzte Bäume von Pilzen und Kleinstlebewesen wieder zu nährstoffreichem Humus zersetzt werden. 

Baeren in den wilden Karpaten

 

7) Der Nationalpark Biogradska Gora in Montenegro 

Auch auf dem Balkan finden sich Urwälder mit bis zu 500 Jahre alten Bäumen. Im montenegrinischen Nationalpark Biogradska Gora reicht ein solcher Wald bis hinauf auf 2000 Meter Höhe, wo er Hirschen und sogar Bären eine Heimat bietet. Bereits 1878 erkannte König Nikola I. die Artenvielfalt des Gebietes als wertvolles Naturerbe und stellte sie unter Schutz. Zum Nationalpark wurde Biogradska Gora im Jahr 1952 erklärt. Im Besucherzentrum am gut 1000 Meter hoch gelegenen Gletschersee Biogradsko Jezero erhaltet ihr wertvolle Informationen über Fauna und Flora der Region. Von hier aus könnt ihr auch auf einem Netz von Wanderwegen die beeindruckenden Urwälder aus Eschen, Ahornbäumen und Rotbuchen erkunden. 

 

8) Der Rothwald in den Kalkalpen Niederösterreichs 

Er befindet sich im Wildnisgebiet Dürrenstein, entstand nach der letzten Eiszeit und gehört mit einer Fläche von 400 Hektar zu den größten Urwäldern Mitteleuropas. Zu je einem Drittel besteht der Rothwald aus Tannen, Fichten und Rotbuchen, die zwischen 450 und 600 Jahre alt werden. Seine schwer zugängliche Lage in den österreichischen Kalkalpen hat dazu beigetragen, dass er von Anfang an nie forstwirtschaftlich genutzt wurde. Etwa 70 Vogel- und 50 Säugetierarten fühlen sich in seinem intakten Ökosystem zu Hause, darunter auch Luchse und vereinzelt sogar Braunbären. In dem Wildnisgebiet, das dem Schutze gefährdeter Lebewesen dienen soll, dürfen bis heute alle natürlichen Prozesse ohne Eingreifen des Menschen ihren Lauf nehmen. Als Besucher dürft ihr den streng geschützten Wald nicht alleine betreten, könnt aber an geführten Exkursionen teilnehmen. 

 

9) Der Fichtenurwald Bödmeren im Kanton Schwyz 

Selbst die kleine Schweiz hat sich noch Urwälder bewahrt. Zu den ursprünglichsten Wäldern der Alpen gehört beispielsweise der 550 Hektar große Bödmerenwald im hintersten Muotatal im Kanton Schwyz. Auf dem Hochplateau, das erst spät von der letzten Eiszeit befreit wurde, bildeten Pionierpflanzen wie Farne, Moose und Birken die Grundlage für die Entwicklung von Europas größtem subalpinem Fichtenurwald. Er steht in einer von Brüchen und Gräben durchzogenen Karstlandschaft und trotzt auf beeindruckende Weise den Kräften der Natur. Sein Kernbereich hat den Status eines Reservats und wird entsprechend geschützt und wissenschaftlich beobachtet. Auf dem 3,5 km langen Themenweg Urwaldspur sowie auf der 10 km langen Wanderroute Urwaldweg könnt ihr diesen besonderen Lebensraum erkunden – am besten mit einem einheimischen Führer, der euch alles Wissenswerte über Geschichte, Flora und Fauna des Gebietes erzählt. 

 

10) Der Nebelwald von La Gomera 

 

Nebelwald Gomera

Mit den Kanarischen Inseln gehört auch der einzigartige Nebelwald von La Gomera zu Europa. Monteverde nennen die Inselbewohner den dichten, immergrünen Lorbeerwald, der seine Existenz dem feuchten Passatwind verdankt und einen sehr reichen Wasserhaushalt hat. Als Relikt subtropischer Urwälder vermittelt er uns einen Eindruck davon, wie der Mittelmeerraum vor 20 Millionen Jahren ausgesehen haben mag. Das Gebiet um den 1487 Meter hohen Berg Alto de Garajonay ist nicht nur Nationalpark, sondern gehört auch zum Welterbe der UNESCO. Mächtige, meist stark bemooste Lorbeerbäume, eine bis zu 20 Meter hohe Baumheide sowie viele endemische Pflanzenarten prägen die mit Wanderwegen gut erschlossene Landschaft. In der angenehm kühlen, feuchten Luft bildet sich häufig ein dichter Nebel, der euch das Gefühl geben wird, durch einen Märchenwald zu laufen.